20.04.2024

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Neue Forschung: Eheregeln und Familienstrukturen der Bronzezeit in Griechenland

Antike DNA-Analyse enthüllt Eheregeln im minoischen Kreta, und Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, Deutschland, berichten von bahnbrechenden Einblicken in die Familienstrukturen der Bronzezeit in Griechenland.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution veröffentlicht. Die durchgeführten DNA-Analysen weisen darauf hin, dass die Wahl der Ehepartner im antiken Griechenland durch Verwandtschaft bestimmt wurde.

Als Heinrich Schliemann vor mehr als einem Jahrhundert die reichen Gräber in Mykene mit den berühmten goldenen Masken entdeckte, konnte er über die Verwandtschaft der darin begrabenen Menschen nur raten und spekulieren. Nun ist es mit Hilfe der Analyse antiker Genome möglich geworden, sich ein Bild von den Verwandtschafts- und Eheregeln im minoischen Kreta und im mykenischen Griechenland zu machen.

Ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) hat zusammen mit einem internationalen Team von Partnern mehr als 100 Genome von Menschen aus der Bronzezeit aus den Ägäisregionen analysiert. Einer der Hauptautoren der Studie, der Archäologe Philip Stockhammer, sagt:

„Ohne die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Griechenland und auf der ganzen Welt wäre dies nicht möglich gewesen.“

Dank jüngster methodischer Fortschritte bei der Erstellung und Auswertung antiker genetischer Datensätze ist es heute möglich, auch in Regionen mit klimabedingt problematischer DNA-Erhaltung, wie Griechenland, umfangreiche Daten zu gewinnen. Für das mykenische Dorf des 16. Jahrhunderts v. gelang es sogar, die Verwandtschaft der Bewohner des Hauses zu rekonstruieren – der bisher erste genetisch rekonstruierte Stammbaum für den gesamten antiken Mittelmeerraum.

Offenbar lebten einige der erwachsenen Söhne noch auf dem elterlichen Hof. Ihre Kinder wurden in einem Grab unter dem Hof ​​des Anwesens begraben. Eine der ins Haus eingeheirateten Ehefrauen brachte ihre Schwester mit in die Familie, da auch ihr Kind im gleichen Grab bestattet wurde. Eine andere Entdeckung stellte sich jedoch als völlig unerwartet heraus: Auf Kreta und anderen griechischen Inseln sowie auf dem Festland war es vor 4000 Jahren sehr üblich, einen Cousin zu heiraten. Eirini Skurtanioti, Erstautorin der Studie, stellt fest:

„Inzwischen wurden mehr als tausend alte Genome aus verschiedenen Regionen der Welt veröffentlicht, aber es scheint, dass ein so strenges System der Blutsverwandtschaft nirgendwo sonst in der antiken Welt existierte. Es kam für uns alle völlig überraschend und wirft viele Fragen auf.“

Über die Erklärung dieser besonderen Eheregel kann nur spekuliert werden. Stockhammer schlägt vor:

„Vielleicht war es eine Möglichkeit, die immer weitere Aufteilung von geerbtem Ackerland zu verhindern? Das garantierte auf jeden Fall eine gewisse familiäre Kontinuität an einem Ort, was zum Beispiel für den Anbau von Oliven und Wein eine wichtige Voraussetzung ist.“

Und Skurtanioti fügt hinzu: Zitate GreekReporter: „Sicher ist, dass uns die Analyse alter Genome auch in Zukunft fantastische neue Einblicke in alte Familienstrukturen liefern wird.“



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