06.05.2024

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Karte oder Bargeld: Die meistgenutzten Zahlungsarten in Griechenland

Karte oder Bargeld: Die meistgenutzten Zahlungsarten in Griechenland

Bargeld spielte in Griechenland lange Zeit eine vorherrschende Rolle. Höchstgrenzen für Bargeldabhebungen und der unumgängliche Einsatz von Kreditkarten veränderten die Zahlungsweise der Griechen. Heute bestimmen digitale und bargeldlose Zahlungen die Wirtschaft.

Nur Bares ist Wahres! Das alte Sprichwort hatte lange Zeit Tradition in Griechenland und bestimmte das Kauf- und Handelsverhalten. Aufgrund der Finanzkrise im Jahr 2010 führte die damalige Regierung 2015 Kapitalverkehrskontrollen ein, die Bürger an hürdenfreier Verfügung über ihr Vermögen ausbremsten. Lediglich Mindestbeträge von 60 Euro durften Griechen pro Tag an Bargeldautomaten abheben. Die Einschränkungen sollten verhindern, dass die Banken weiterhin mit angelegten Finanzen arbeiten können und die Staatskassen gefüllt blieben.

Erst 2019 wurden sämtliche Beschränkungen aufgehoben und der Zahlungsverkehr wieder im vollen Umfang ermöglicht. Somit war auch die Zahlung mit Kreditkarten und digitalen Optionen erlaubt, die sich in den folgenden Jahren in ihrer Nutzung stark verbreiteten. Ein Blick auf die beliebtesten Zahlungsmittel des Landes beweist, dass von der Bargeld-Mentalität nur noch wenig übrig geblieben ist.

Karte oder Bargeld: Die meistgenutzten Zahlungsarten in Griechenland

Anonymisierte Zahlungsmittel und Kreditkarten

Kreditkarten gehören zu den meistgenutzten Zahlungsarten. Hierbei unterscheidet sich Griechenland nicht von anderen europäischen Ländern, da die Einsatzmöglichkeiten für Einheimische, Reisende und Touristen so vielfältig sind. Ob täglicher Einkauf, Hotelbuchung oder Kinobesuch: Der Einsatz der Kreditkarte ist an stationären und digitalen POS möglich. Hierbei bieten die Kartenanbieter unterschiedliche Zahlungsweisen für Privatpersonen an:  Entweder der monatlich angesammelte Rechnungsbetrag wird einmalig in Rechnung gestellt oder die Einzelbuchungen werden je nach Fälligkeit abgebucht.

Zwar ist der Einsatz von Kreditkarten gängig, doch rufen die nachvollziehbaren Transaktionen und der damit einhergehende Austausch von Daten bei vielen Personen Skepsis hervor. Diese Marktlücke haben Anbieter wie Paysafecard erkannt und bieten eine digitale Zahlungsalternative ohne Eingabe von Kontoinformationen oder sensiblen Daten an. In Griechenland kann die Paysafecard für Online-Casinos sowie In-App-Käufe oder diskrete Bezahlungen im Online-Shopping verwendet werden. Hierbei werden Guthabenkarten mit Bargeld in Kiosken oder Supermärkten erworben, welche wiederum auf dem Paysafe-Guthabenkonto eingelöst werden. Von diesem Konto aus erfolgt die Bezahlung.

Karte oder Bargeld: Die meistgenutzten Zahlungsarten in Griechenland

Quelle: Pixabay

Internationale Player deutlich auf dem Vormarsch

Natürlich haben auch die großen Player der Digitalbranche ihre Chance erkannt und Griechenland als wachsenden Markt für sich entdeckt. PayPal und Apple Pay gehören zweifellos zu den wichtigsten Zahlungsmitteln im Land, wenn es um bargeldlose und digitale Zahlung geht. Apple Pay erweist sich im Vergleich zu anderen Dienstleistern als recht junger Mitbewerber. Erst im Juni 2019 fand die Einführung und Verbreitung des Zahlungsdienstes im Land statt. Seither steigt die Nutzung der E-Wallet des amerikanischen Konzerns stetig. Käufe im Einzelhandel, im App Store oder in Online-Stores Dritter können mit dem konzerneigenen Dienst getätigt werden. Mittlerweile fand die Einführung von Apple Pay fast weltweit statt. Lediglich einzelne Länder bieten den Dienst bisher nicht an.

Deutlich etablierter zeigt sich PayPal auf dem Markt. Der digitale Zahlungsdienstleister wurde 1998 in Kalifornien gegründet und hat seinen Siegeszug um die Welt längst beendet. Die innovative Zahlungsweise, die lediglich über eine E-Mail-Adresse funktioniert, hat sich als beliebtes Zahlungsmittel durchgesetzt. Nicht nur in Griechenland, sondern weltweit nutzen mehr als 277 Millionen User das Angebot regelmäßig. Statt lange BIC-Nummern oder Kontodaten auszutauschen, die als sensible Daten gelten und beim Austausch über E-Mail oder WhatsApp Gefahr laufen, reicht die Weitergabe der für PayPal genutzten E-Mail-Adresse. Empfehlenswert ist es, eine Adresse zu nutzen, die sich von der persönlichen und zur privaten Nutzung eingesetzten E-Mail-Adresse unterscheidet. Somit wird auch bei dieser Zahlungsweise ein hohes Maß an Datenschutz geboten.

Digitale Zahlungsweisen bleiben im Fokus

Obwohl die Vorzüge von Bargeld lange Zeit in Griechenland im Fokus standen, wird es eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten kaum geben. Grund hierfür ist zum einen die kommende Generation, die mit digitalen Tools und automatisierten Vorgängen aufwächst. Statt ständig Kleingeld in den Taschen umherzutragen, befindet sich ihr gesamtes Leben im Mobiltelefon und in der Cloud – auch die Finanzen finden dort ihren Platz.

Andererseits wird sich die Regierung für einen Ausbau der digitalen Zahlungsmöglichkeiten einsetzen. Um Geldwäsche im Land zu verhindern und ihr den Nährboden zu entziehen, wird Bargeld zukünftig an Bedeutung verlieren. Laut einer Studie verringerte sich zwischen 2013 und 2021 bereits die Hälfte aller Vorfälle, die im Zusammenhang mit diesen Verbrechen stehen. Eine Strategie, die von der amtierenden Regierung um Premierministers Kyriakos Mitsotakis Früchte zu tragen scheint. Auch in Zukunft will er Bargeldtransaktionen begrenzen und Zahlungen mit Karte verpflichtend einführen. Seit Beginn 2024 sind somit alle Händler, Einzelhandelsläden oder Bäcker angehalten, Kartenterminals für Kartenzahlungen zur Verfügung zu stellen. Was in anderen europäischen Ländern bereits als Selbstverständlichkeit gilt, war in Griechenland bis zum Jahresanfang ein rein optionales Angebot. Bleibt abzuwarten, ob sich die positive Tendenz, die sich derzeit abzeichnet, zu einer festen Entwicklung wandelt und Griechenland weitere Krisen umschifft.