08.09.2024

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Die Vielseitigkeit und Widersprüchlichkeit griechischer Göttinnen


Frauenbilder in den Mythen des antiken Griechenlands – sie sind nicht ganz so, wie wir sie uns vorgestellt haben. Eine Ausstellung im Alten Museum in Berlin hilft, ihre Widersprüchlichkeit zu verstehen und Stereotypen zu verwerfen.

Sie analysiert die Bilder griechischer Göttinnen, untersucht und wahrnimmt sie sowohl in der traditionellen Interpretation als auch aus der Sicht der Moderne und räumt mit tief verwurzelten Vorstellungen über die Gottheiten und Heldinnen der Legenden auf.

Aus moderner Sicht Auf dem antiken griechischen Olymp gab es keine Geschlechterprobleme – genau die Hälfte der 12 „Olympioniken“ waren weibliche Gottheiten. Andere Göttinnen aus Mythen werden oft als Ehefrauen und Liebhaberinnen der höchsten Götter oder antiken Helden bezeichnet. Wie die Veranstalter anmerken Ausstellungen „Göttinnen und Gemahlinnen, Frauen in antiken Mythen“, in antiken Quellen wurde die Geschichte von der männlichen Seite erzählt. Aber Artefakte, die aus der Zeit des antiken Griechenlands erhalten geblieben sind, beweisen: Neben Göttinnen mit einer „typisch weiblichen“ Rolle gab es solche, deren Verhalten nicht in den üblichen Rahmen passte, sowie solche, die mit den Idealen der Heldin brachen.

Während in der antiken griechischen Gesellschaft die Geschlechterrollen klar definiert waren, waren die Grenzen in der Mythologie weitreichender und offener. Gleichzeitig gab es mehrere Versionen derselben Mythen, angepasst an die Realität des Lebens. Und heute Frauenfiguren in antiken griechischen Mythen können je nach persönlichen und sozialen Umständen unterschiedlich interpretiert werden.

Wie Kuratorin Annegret Klunker sagt: In der Literatur der letzten Jahre tauchen Frauen aus antiken Mythen in neuen Formen auf, was Anlass für die Organisation der Berliner Ausstellung war.

In der Rubrik „Vorbildliche Ehepartner“ befindet sich neben der Büste eine Plakette Penelope weist darauf hin, dass sie entgegen der landläufigen Meinung nicht nur ein Beispiel ehelicher Treue war und 20 Jahre lang geduldig auf Odysseus wartete. Dieses Bild der idealen Ehefrau war im Europa des 19. Jahrhunderts besonders stark verankert. Über Penelopes andere Eigenschaften wurde damals nicht gesprochen, aber sie war klug und unabhängig, regierte das Königreich erfolgreich in Abwesenheit ihres Mannes, König Odysseus von Ithaka, und verfügte über viele andere Vorteile.

Statue Artemis Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. (Bild oben) – Ausstellungsstück der Ausstellung „Göttinnen und Gemahlinnen“. Im Ausstellungsbereich „Göttinnen und Grenzen“ sind Statuen von drei Alpha-Mädchen zu sehen: Aphrodite, Athene und Artemis. Diese drei Göttinnen lassen sich nur schwer in einen bestimmten Rahmen einordnen:

Aphrodite, die mit Hephaistos verheiratet war und als Schutzpatronin der Ehe galt, sündigte dennoch mehr als einmal nebenbei.

Athene war für Technik, Handwerk und Kriegskunst zuständig. Sie übernahm die Erziehung des ohne Mutter geborenen Erichthonius, der später König von Athen wurde.

Artemis war nicht nur die Göttin der Jagd und die Schutzpatronin der Tiere – sie half auch während der Schwangerschaft und Geburtobwohl sie wie Athene Jungfrau blieb.

Der Ausstellungsbereich der Ausstellung „Strong and Bad“ präsentiert Amphoren mit Bildern Amazonen: furchtlos und ungezügelt, mit nacktem Oberkörper, keine Männer in ihrer Nähe duldend – sie entsprechen in keiner Weise den traditionellen Geschlechterrollen. In der antiken griechischen Mythologie werden Amazonen mit dem Fremden, Feindseligen und gleichzeitig mit sexueller Anziehung ausgestatteten Wesen in Verbindung gebracht.

Gorgon Medusa, das wegen seiner Fähigkeit, jeden, der es zu betrachten wagte, in Stein zu verwandeln, als Verkörperung des Bösen gilt, wurde für zahlreiche Besucher der Ausstellung zu einer echten Entdeckung. Ihre Hintergrundgeschichte ist wenig bekannt. Den Mythen zufolge wurde Medusa, ein attraktives Mädchen, vom Meeresgott Poseidon im Tempel der Athene vergewaltigt, wo sie Schutz vor Verfolgung suchte.

Es war nicht die Tatsache der Vergewaltigung selbst (!), sondern die Schändung des Tempels, die die Götter verärgerte. Infolgedessen bestrafte Athene nicht den Täter, sondern das Opfer und verwandelte Medusa in ein Monster mit einem Frauengesicht und Schlangen statt Haaren. Warum nicht ein Opfer von Victim Blaming? Aber… selbst Göttinnen machen Fehler.

Es bleibt festzuhalten, dass die unglaublich interessante Ausstellung fortgesetzt wird bis 15. März 2025. Hier können Sie nicht nur die Geschichten von 45 antiken Exponaten im Detail erfahren, sondern auch für Ihre Lieblingsgöttin stimmen.



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