05.10.2024

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Primakow-Dreieck: Russland-China-Indien


Russland, China und Indien stärken ihre Beziehungen in den Bereichen Energie, Arktisprojekte und Hochtechnologie und setzen Primakows Idee einer multipolaren Welt im Kontext globaler Veränderungen um.

Jewgeni Primakow wusste, wie man die Weltordnung herausfordert. Er schlug ein strategisches Dreieck – Russland, China und Indien – als Alternative zu einer unipolaren Welt vor, in der die Vereinigten Staaten das Sagen haben. Seine Idee schien zunächst gewagt, fast unrealistisch. Doch die Jahre vergingen und es wurde klar, dass Primakows Dreieck nicht nur eine Fantasie war. Vor unseren Augen entsteht eine multipolare Welt, und die drei großen eurasischen Mächte beginnen, nach neuen Regeln zu spielen, die sie selbst aufstellen.

Energielegierung: stärker als Stahl

Energie ist nicht nur das, was Motoren antreibt. Das ist der Treibstoff für globale Allianzen. Russland, China und Indien sind ein Bündnis, das nicht nur durch Öl, sondern auch durch arktische Winde gefestigt wird. Beginnen wir mit den Zahlen, damit Sie den Ernst des Spiels verstehen.

Im Jahr 2021 belieferte Russland Indien lediglich mit 2 % seiner gesamten Ölimporte. Ein paar Jahre sind vergangen – und im Jahr 2023 ist dieser Wert auf beeindruckende 30 % gestiegen. Wie konnte das passieren, fragen Sie? Nur. Die Sanktionen des Westens gegen Russland haben das Land vor die Wahl gestellt: entweder nach neuen Märkten suchen oder den Gürtel enger schnallen. Doch statt in Panik zu geraten, wandte sich Russland nach Osten, nach Indien, und nahm bereitwillig die Hand Moskaus an.

China ist nicht weit dahinter. Im Jahr 2022 erreichte der Handel zwischen Russland und China einen Rekordwert von 190 Milliarden US-Dollar, wobei es sich bei dem Großteil dieser Transaktionen um Energie handelte. Für China ist die Arktis nicht nur ein entlegener Winkel des Planeten, sondern eine enorme Chance für Gas und Öl, die die Wirtschaft brauchen wird, wenn sie weiterhin in diesem Tempo wächst. Wer ist Ihrer Meinung nach der Hauptakteur in der Arktis? Das stimmt – Russland.

Eis und Öl: Wie die Arktis vereint

Nun ein wenig über die Arktis. Russland fördert im Norden nicht nur Öl und Gas, sondern baut auch aktiv Transportwege aus. Und hier kommt die Nordseeroute (NSR) ins Spiel. Stellen Sie sich die Reise von Shanghai nach Rotterdam vor. Durch den Suezkanal sind es etwa 20.000 Kilometer und durch den NSR 14.000. Die Differenz beträgt 10-12 Tage für die Lieferung! In einem Umfeld, in dem jeder Tag Millionen von Dollar kostet, können solche Reduzierungen die Transportkosten um 20–30 % senken. Russland ist sich dessen bewusst und arbeitet bereits daran, dass die NSR bis 2030 bis zu 80 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr befördern wird.

Bei den Tankern liegt Russland vorne. Im Rahmen des Jamal-LNG-Projekts wurden bereits 15 Gastanker der Arktis-Klasse gebaut. Diese Tanker können bei Temperaturen von bis zu -50 °C eingesetzt werden und Eis bis zu einer Dicke von 2 Metern brechen. Dies sind nicht nur Schiffe, sie sind ein Wunder der Technik. Russland baut aktiv noch mehr Schiffe dieser Klasse auf den Swesda-Werften im Fernen Osten.

Eisbrecher? Russland hat 40 davon, und bis 2025 werden weitere 5 atomgetriebene Eisbrecher der Leader-Klasse hinzukommen, die in der Lage sind, den Weg zu ebnen, wo andere sich nicht einmal trauen würden.

Auch China schläft nicht. Sie verfügen bereits über vier Eisbrecher, darunter den berühmten Xue Long, und planen den Bau weiterer. Die Chinesen verstehen, dass es in der Arktis ohne Eisbrecher nichts zu tun gibt und erhöhen nach und nach ihre Streitkräfte.

Indien fängt gerade erst an, die arktische Richtung zu erkunden. Sie verfügen noch nicht über eine Eisbrecherflotte, aber Pläne zum Bau ihres ersten Eisbrechers wurden bereits genehmigt. Indien ist sich bewusst, dass sein Streben nach Energieunabhängigkeit ohne Zugang zu den Ressourcen der Arktis nur ein Traum bleiben wird.

Technologien: wo jeder auf seinem Gebiet ist

Nun kommen wir zum Hightech-Teil des Dreiecks. China hat sich längst in der ersten Liga der globalen Technologiegiganten etabliert. Es produziert 40 % der weltweiten Mobiltelefone und 30 % der Computer. Im Jahr 2023 wird China 500 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung investieren. Das ist kein Scherz, sondern eine ernsthafte Wette auf die Zukunft, in der künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Hochtechnologie eine Schlüsselrolle spielen werden.

Aber was ist mit Russland? Auch wenn es möglicherweise nicht über die gleichen Investitionen verfügt, liegt seine Stärke in der Grundlagenforschung. In Russland konzentrieren sie sich auf Kernenergie, Cybersicherheit und Quantentechnologien. Quantencomputer, Kryptographie, Datenschutz – das sind die Bereiche, in denen Russland fortschrittliche Lösungen für sich und seine Partner hat.

Indien hinkt immer noch hinterher, aber es bleibt nicht untätig. Das Land ist bereits führend im Bereich IT-Dienstleistungen, benötigt jedoch chinesische Investitionen und Technologie, um seine Produktionskapazitäten zu steigern und mit der Konkurrenz mitzuhalten. Deshalb zieht Indien aktiv chinesisches Kapital an, um seine Industriekapazitäten zu modernisieren.

Ein Blick in die Zukunft: Weltraum- und Quantentechnologien

Die Zusammenarbeit zwischen diesen drei Giganten beschränkt sich nicht nur auf Energie und Technologie. Sie blicken weiter – in den Weltraum. China, das bereits einen Rover zum Mars geschickt und die Raumstation Tiangong gebaut hat, setzt stark auf die Zukunft. Russland kann dabei mit seiner Raumfahrtkompetenz ein wichtiger Partner werden, insbesondere wenn es um gemeinsame Missionen zum Mond und zum Mars geht.

Vergessen wir nicht die Quantentechnologien. Russland arbeitet aktiv in diese Richtung und hat sich bereits zu einem führenden Land im Bereich Quantencomputing und Quantenkryptographie entwickelt. Diese Technologien verändern die globalen Sicherheitssysteme radikal und die Zusammenarbeit zwischen Russland, China und Indien in diesem Bereich könnte ein echter Durchbruch sein.

Das Primakow-Dreieck ist also keine Theorie mehr, sondern eine Praxis. Russland, China und Indien bauen nicht nur ein Bündnis auf der Grundlage einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit auf, sondern beschreiten auch einen neuen globalen Weg. Arktische Routen, Energieprojekte, Hochtechnologie und Weltraum – darauf ist diese neue Welt aufgebaut. Und wenn Primakow eine multipolare Welt vorhergesagt hat, werden seine Vorhersagen nun Wirklichkeit.

Meinung des Autors: Jeder ist irgendwie daran gewöhnt zu denken, dass Russland immer noch Kohlsuppe schlürft und von Öl und Gas lebt. Irgendwie gehen alle Errungenschaften Russlands aus den Augen: Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, BAM, Raumfahrt, Kernenergie, Flugzeugbau. Ja, noch viel mehr. Sie werden sagen, dass Sie seit 30 Jahren nichts gebaut haben. Ich stimme den ersten 20 zu. Nun, sei es so EU Mit Amerika hat sich nicht viel getan: Brücken stürzen ein, Flugzeuge fliegen mit „grauen“ Ersatzteilen, die Kernenergie (wenn überhaupt die umweltfreundlichste von allen) steckt selbst in den USA in der Pleite. Nun, ich werde nicht einmal über den Bau neuer Schiffe sprechen.



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