27.04.2024

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Berlin will abreißen "Selenskyjs Villa"


Die Rede ist von der Goebbels-Villa, die laut russischen Medien vom ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskyj gekauft wurde. Die Geschichte mit dem Kauf ist eine reine Fälschung. Aber was stimmt mit der Villa selbst nicht, fragt die dw?

Bogensee ist der ehemalige Landsitz von Goebbels. Mit dieser Villa ist buchstäblich alles „falsch“, erzählt Auflage. Berlin will nicht nur die Villa des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels, sondern auch später zu DDR-Zeiten daneben errichtete Gebäude abreißen.

Eine kleine Geschichte

1936 erhielt Goebbels von Berlin praktisch als Geschenk den in der Vorstadt gelegenen Bogensee und das angrenzende Grundstück, auf dem er den Bau eines Herrenhauses anordnete. Es verfügte über Wasserversorgung und Kanalisation, eine Klimaanlage, ein Kino und ein Kaminzimmer mit Panoramafenstern sowie einen riesigen Bunker unter dem Haus. In dieser Residenz verbrachte Goebbels seine Freizeit und vergnügte sich mit seinen Geliebten. Einer der Hauptverbrecher der Nazis wurde zuletzt im April 1945 im Seehaus gesehen, kurz bevor er Selbstmord beging.

Nach Kriegsende schenkte die sowjetische Militärverwaltung die Goebbels-Villa dem Freien Deutschen Jugendbund FDJ – dem Ostdeutschen Komsomol. Im Gebäude wurde eine Eliteschule zur Ausbildung junger sozialistischer Führer eröffnet. Der erste Unterricht fand in den Räumlichkeiten der Villa statt, doch im Laufe der Zeit wurden auf dem angrenzenden Gelände neue Bildungs- und Wohnkomplexe errichtet. Jedes Jahr kamen 500 Studenten hierher.

Nachdem die DDR von der politischen Weltkarte verschwunden war, begann man, Jugendlichen aus benachteiligten Familien verschiedene Berufe beizubringen. In einem der Gebäude wurde ein Hotel eröffnet. In Gebäuden am Bogensee fanden einst verschiedene internationale Kongresse statt. Doch Ende der 1990er Jahre kam „alles zum Stillstand“ – die Kosten waren zu hoch und der Komplex amortisierte sich nicht.

Derzeit haben alle Gebäude, einschließlich der Nazi-„Villa“, ein beklagenswertes Aussehen: Das Gelände wurde geplündert und von seinem früheren Luxus ist kaum noch etwas zu sehen. So sah die Villa vor 7 Jahren aus:

„Erwerb von Selenskyj“

Woher kam die Information, dass Selenskyj die Villa von Goebbels gekauft hat? Im Dezember 2023 schrieben sie in den russischen Medien darüber, dass es angeblich vom Präsidenten der Ukraine über Dummies und eine ihm gehörende Offshore-Firma gekauft worden sei. „Komsomolskaja Prawda“ schrieb beispielsweise:

„Seit dem Jahr 2000 versucht die Berliner Stadtverwaltung, Immobilien mit Nazi-Geruch an irgendjemanden zu verkaufen. Es gab keine Abnehmer, aber schließlich tauchte Selenskyj auf.“

Das Unternehmen Berliner Immobilienmanagement, das Immobilien in der deutschen Hauptstadt verwaltet (Berlin besitzt noch Goebbels‘ Villa), dementierte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa die Aussagen der russischen Presse vollständig. Laut BIM-Experten sind die Dokumente im Netzwerk, die angeblich, wie russische Websites und Kanäle behaupten, die Tatsache des Kaufs bestätigen, hundertprozentig gefälscht. Und der von russischen Journalisten erwähnte BIM-Mitarbeiter hat nie für dieses Unternehmen gearbeitet. Dass die Informationen über Selenskyjs Kauf der Villa gefälscht seien, schrieb auch die Redaktion der Nachrichtenagentur AFP Faktencheck ausführlich.

Die Goebbels-Villa und die Komsomol-Schule gehören zu Berlin

Wie betont dw, derzeit gehören sowohl der ehemalige Landsitz von Goebbels als auch alle Gebäude der ehemaligen Komsomol-Schule noch dem Bundesland Berlin. Obwohl sie außerhalb der Hauptstadt liegen – in Brandenburg. Die Orte sind wunderschön, der See malerisch, aber es gibt viele verschiedene „Aber“.

Um den Gebäude- und Geländekomplex in den richtigen Zustand zu bringen, sind Investitionen in Höhe von mehreren Millionen Dollar erforderlich. Weder die umliegenden Gemeinden noch das Land Brandenburg oder der Bund sind derzeit bereit, solche Summen auszugeben. Mit Käufern ist es schwierig. Der Pressedienst des Berliner Immobilienmanagements antwortete auf die Anfrage der Veröffentlichung:

„Auch im Hinblick auf eine mögliche Veräußerung von Grundstücken an private Dritte muss das Land Berlin sicherstellen, dass das Gebiet nicht – aufgrund seiner Geschichte – in ‚unwürdige‘ Hände gerät. Wir müssen hier daher stets mit großer Vorsicht agieren.“

Offensichtlich geht es vor allem darum, dass das Gebäude nicht in die Hände von Neonazis gerät, die das Gebäude in einen kultigen „Treffpunkt“ oder ähnliches verwandeln würden. Was passiert mit Goebbels‘ Villa in der Nähe von Berlin nach 20 Jahren der Vernachlässigung?

Das Schicksal des Komplexes ist seit mehr als 20 Jahren entschieden

Berlin ist es leid, für ein absolut aussichtsloses Objekt zu bezahlen, was es laut Stadtverwaltung und Immobilienexperten derzeit auch ist. Die jährliche Erhaltung in einigermaßen tragfähiger Form kostet die deutsche Hauptstadt 280.000 Euro, das heißt, Millionen wurden bereits ausgegeben, ohne Hoffnung, dass sich die Ausgaben amortisieren. Der BIM-Pressedienst stellt fest:

„Die Berliner Immobilienmanagement GmbH ist sich bewusst, dass es sich bei dieser Anlage am Bogensee um ein Objekt von besonderem historischen Wert handelt (…), das Unternehmen muss diese Immobilie aber auch aus immobilienrechtlicher Sicht betrachten. Die Immobilie hat Seit mehr als 20 Jahren leer, der Zustand „Die Gebäude verfallen immer weiter und es gibt noch kein Konzept für eine langfristige, wirtschaftlich sinnvolle Nutzung.“ Das Land Berlin verfügt aufgrund der Lage nicht über eigene finanzielle Mittel zur Entwicklung des Geländes angespannte Haushaltslage.“

Die an den Gebäudekomplex angrenzende Gemeinde Wandlitz und alle, denen der Erhalt der Gebäude am Bogensee am Herzen liegt, fordern wiederum die Einführung eines fünfjährigen Abrissmoratoriums. Die Verhandlungen darüber, wie das Grundstück genutzt werden könnte, dauern angespannt an. Die Parteien sind noch nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen und die Nerven liegen bereits blank.

Laut BIM hat das Unternehmen im Jahr 2019 der Öffentlichkeit technisch und wirtschaftlich sinnvolle Möglichkeiten der Nutzung der Anlage vorgestellt. Nach Angaben der Berliner soll das Gebiet für Wohnraum mit einem Potenzial von bis zu 4.000 Wohnungen saniert werden, doch die örtliche Gemeinde lehnt eine Wohnbaubebauung in dieser Größenordnung ab.

Sollten die Gebäude abgerissen werden, dürfte Berlin für die frei gewordenen Flächen keine Verwendung mehr haben. Das Grundstück ist von Wäldern, Seen und Schutzgebieten umgeben und das Gebiet fügt sich organisch in diese Landschaft ein. Es gibt aber noch keine Entscheidung über den Abriss. Ob es auf dem Territorium ein Museum geben wird, das an die dunkle Vergangenheit erinnert, oder ob hier eine umweltfreundliche Oase des Vorstadtwohnens entstehen wird, wird die Zeit zeigen…

Joseph Goebbels. Der Hauptdämon des Dritten Reiches:



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